Trainingstipps – Légèreté

Hier finden Sie Tipps zu einzelnen Lektionen und Erklärungen zu den Prinzipien der Légèreté.
Die Reihenfolge ist willkürlich.

Trab Verstärkung
Hier sehen wir ein Pferd in einem flotten – aber gut ausbalanciertem Trab. Ein paar Kriterien, die uns über die Qualität dieser Situation Aufschluss geben, schauen wir uns genauer an: Die Reiterin sitzt gut aufgerichtet, und befolgt das Prinzip vom „Aussetzen der Hilfen“. Das erkennt man an dem entspannt nach unten hängenden Beinen und den abgesenkten Händen. Wenn ein Pferd gelernt hat, auf leichte Hilfen gut nach vorne anzutreten, braucht es keinen „treibenden Sitz“! Das Pferd zeigt in dieser „Trabverstärkung“ ein gut nach hinten schiebendes Hinterbein – und daher auch eines, das gut nach vorne untergesetzt ist. Folglich sieht man auch eine raumgreifende Bewegung der Vorderbeine. Der Winkel zwischen Hals und Kopf ist in der Situation des „Zulegens“ natürlich geöffnet, das Genick befindet sich stolz am höchsten Punkt. Wenn man sich das diagonale Beinpaar (rechts vorne und links hinten) genau ansieht erkennt man, dass das Hinterbein bereits Bodenkontakt hat und das rechte Vorderbein noch in der Luft ist. Diese minimale Differenz beweist, dass das Pferd in einem gut aufgerichteten Zustand und keinesfalls „vorderlastig“ trabt. Insgesamt eine sehr dynamische Situation, die trotzdem leicht und unverkrampft wirkt!

Trab gedehnt
Dieses Foto entstand einige Sekunden nach dem oberen. Das Pferd trabt jetzt in Dehnungshaltung. Die Reiterin hat sich dafür im Sattel erhoben und entlastet den Rücken das Pferdes. Die Zügel sind lange genug, um das Absenken vom Pferdehals und das nach vorne Führen des Kopfes zu ermöglichen. Die Pferdenase ist an vorderster Stelle, weil der Winkel zwischen Hals und Kopf geöffnet ist. Dieses Pferd traut sich, die Trense nach vorne unten zu ziehen, um sich „lang“ zu machen und den Rücken zu dehnen. Trotzdem ist der Trab in Dehnungshaltung kein „Dahinschlurfen auf der Vorhand“, wie er fälschlicherweise öfter zu sehen ist. Das erkennt man unter anderem an dem diagonalen Beinpaar (links vorne/rechts hinten), das gerade nach vorne schwingt. Beide Beine befinden sich in der Vorführphase und werden dabei aktiv angehoben. Diese Bewegung in Dehnungshaltung sollte regelmäßig ausgeführt werden. Nicht zu lange, aber doch so, dass sich das Pferd zwischen den Phasen, wo es aufgerichtet bewegt wird, Ausgleich findet. Das gilt nicht nur für junge Pferde, sondern ist für alle Ausbildungsstufen erforderlich!

Mobilisierung Unterkiefer

Eine zentrales Prinzip in der Légèreté ist, dass wir mit der Trense keinen Druck auf die Pferdezunge ausüben wollen. Stattdessen wirken wir in Richtung der flexiblen Maulspalten ein. Bei der "Mobilisierung" des Unterkiefers wollen wir das Pferd zum Nachgeben im Unterkiefer anregen, das sich durch ein Öffnen des Mauls zeigt. Zusätzlich wird dabei der "Schluckreflex" beim Pferd ausgelöst. Beim Abschlucken hebt und senkt sich die Pferdezunge und dabei kann sie die Trense im Maul zurecht rücken. Dieses Mobilisieren dient der Entspannung des Pferdemauls. Pferde mit angespanntem Unterkiefer sind nämlich auch in anderen Regionen (Hals, Schultern) verspannt!
Mit zunehmender Übung gelingt es immer besser, einen "Dialog" mit dem Pferd zu führen: Ein leichtes Anheben der Trense wird vom Pferd mit einem entspannten Nachgeben des Unterkiefers beantwortet. Dieser Vorgang wird zuerst im Halt und dann auch im Schritt immer wieder angewendet.
Bei der "Handarbeit" (siehe Foto) erlernen die Schüler die richtige Einwirkung der Trense zuerst vom Boden aus. Das Pferd bekommt dabei zunehmend mehr "Vertrauen" in die Hände des Menschen (was besonders bei Pferden, die vorher "eingerollt" wurden, extrem wichtig ist!).


Unterkiefer mobilisieren im Schritt

Wenn das "Mobilisieren" des Unterkiefers im Halt gut ausgelöst werden kann, übt man es auch im Schritt. Hier sieht man den Moment, wo die Stute das Maul öffnet. Anschließend findet der "Schluckvorgang" mit Anheben und Absenken der Zunge statt. Ausgelöst wird das durch die Einwirkung der Trense in die Maulspalte. Dafür muss die Bewegung der Hände korrekt sein: Die rechte Hand wirkt "aufwärts" in Richtung der Pferdeohren und gleichzeitig wird auch der linke Zügel angenommen, sodass sich die linke Hälfte der Trense ebenfalls Richtung Ohren bewegt.


Schritt gedehnt

Wenn sich ein Pferd in der Dehnungshaltung bewegt hat es die Möglichkeit, die Muskeln die den Hals aufrichten, zu entspannen. Diese Muskeln liegen oberhalb der Wirbelsäule.
Die Dehnungshaltung ist nicht mit einer "Pause" zu verwechseln. Wir achten nämlich darauf, dass das Pferd eine aktive Bewegung macht und die Pferdenase nach vorne unten zeigt (nicht nach hinten unten!). Wie tief man dabei Hals und Kopf absenken lässt, hängt von dem Gebäude und dem Gleichgewicht des jeweiligen Pferdes ab. Außerdem bleiben wir in der Dehnungshaltung mit dem Pferdemaul in Kontakt!
Wenn regelmäßig zwischen Bewegungsphasen mit vermehrter Aufrichtung und korrekter Dehnung gewechselt wird, ergibt das gute Effekte für die Muskulatur. Außerdem wird dabei das Gleichgewicht in verschiedenen Situationen gefördert.
Wir trainieren die Dehnungshaltung (abhängig vom Ausbildungsstand des Pferdes) in allen drei Gangarten.


Schritt gedehnt und gebogen

Die Dehnungshaltung sollte auch in Kombination mit seitlichen gebogenem Hals geritten werden können. Mit den passenden Zügelhilfen "schicken" wir das Pferd in diese Position. Das ist eine ganz andere Qualität des Reitens, als darauf zu warten, dass sich das Pferd von selber dehnt!
Hier sieht man einen jungen Lipizzaner im aktiven Schritt. Der Hals ist gedehnt und nach rechts gebogen. Eine wichtige Gymnastikübung für die Basisausbildung!


Seitliche Biegung Hals

Dies ist eine wichtige Gymnastikübung aus der Légèreté: Seitlich gebogen im Hals - aber im Körper gerade. Das Genick ist der höchste Punkt und der Winkel zwischen Kopf und Hals bleibt geöffnet. Das Pferd lernt dadurch nicht nur den Hals seitwärts zu biegen, sondern gleichzeitig auch die Balance dabei zu bewahren!
Diese Biegungen üben wir in jeder Gangart in und gegen die Bewegungsrichtung (Biegung/Konterbiegung). Dabei zeigt sich natürlich, ob der Reiter die Pferdeschultern unter Kontrolle hat! Somit ist korrekte Seitbiegung im Hals nur möglich, wenn man die Pferdeschultern beliebig steuern/kontrollieren kann. Das wiederum ist Aufgabe der Reiterhände - und nicht der Reiterschenkel!


Hals Aufrichten und Biegen

Hier sieht man das Pferd im Schritt, der Hals ist aufgerichtet und seitlich gebogen.
Die Reiterin wirkt mit ihren Händen aufwärts - in Richtung der Maulspalten - ein und bekommt dadurch die gewünschte Position von Kopf und Hals. Bei regelmäßiger Übung entsteht beim Aufrichten auch ein Nachgeben im Unterkiefer des Pferdes, das sich durch leichtes Öffnen das Mauls zeigt.
Anschließend kann man das Pferd wieder nach vorne unten dehnen lassen.


Renvers Schritt

Hier sieht man Renvers im Schritt in sehr guter Ausführung. Die Reiterin sitzt dabei wie immer in Bewegungsrichtung - nach links.


Renvers im Trab

Renvers ist ein "Seitengang", der spiegelbildlich zu Travers ausgeführt wird. Hier sieht man Renvers im Trab auf der linken Hand. Auch auf diesem Bild ist die gute Aufrichtung des Pferdes gemeinsam mit der korrekten Vorwärtsbewegung auf zwei Hufschlägen zu erkennen!


Sitzschulung - Anregungen für Reitlehrer

Der folgende Artikel ist für Reitlehrer der Légèreté gedacht. Als Sporttherapeut habe ich einen sehr engen Zugang zum Thema "Bewegungslernen". In den vielen Jahren der Beschäftigung mit der "Schulung von Reitern" ist zusätzlich Einiges an Wissen angewachsen. Ich möchte daher Teile meiner Erfahrung zu diesem Thema vermitteln und freue mich, wenn die Leser Anregungen für die eigene Unterrichtspraxis finden können. Ich freue mich in jedem Fall auf eure Reaktionen dazu!

Wer den Artikel lesen möchte, sendet bitte eine Nachricht per email. Auf Anfrage sende ich den Artikel gerne zu!

Galopp

Hier sieht man das Pferd im Rechtsgalopp. Der Hals ist aufgerichtet, das Genick an höchster Stelle und die Stirn-Nasenlinie ist etwas vor der Senkrechten. So soll es sein!
Wir sehen hier gerade die Phase, wo das diagonale Beinpaar (re/hi und li/vo) auffußt. Das rechte Vorderbein ( = im Rechtsgalopp das "Führende") schwingt noch nach vorne. Die Reiterin hat einen ausbalancierten und "gestreckten Sitz". Das Bild vermittelt Dynamik und gute Balance.


Gute Dehnungshaltung

Hier sieht man eine gute Dehnungshaltung im Trab während der Aufwärmphase. Das Pferd macht aktive und lange Tritte, der Hals ist leicht aufgewölbt und gedehnt und die Nase zeigt nach vorne!


Handarbeit Schulter Herein

Hier sieht man Schulter Herein bei der Handarbeit. Die Hände "positionieren" Hals und Kopf des Pferdes sowie die Schultern, die angehobene Gerte "hält" die Hinterhand auf dem ersten Hufschlag.


Renvers auf Volte

Hier sehen wir Trab auf einer Rechtsvolte im Renvers. Renvers ist einer von den "Seitengängen" (Lektionen auf zwei Hufschlägen). Dabei beschreibt das Pferd mit den Hinterbeinen einen größeren Kreis als mit den Vorderbeinen. Die Halsbiegung ist gegen die Bewegungsrichtung - also nach links. Die Reiterin sitzt nach rechts (in Bewegungsrichtung) und steuert die Vor- und Hinterhand auf den gewünschten Linien. In dieser Momentaufnahme erkennt man unter anderem: das deutliche Überkreuzen des rechten Hinterbeines, die aufgerichtete Haltung des Pferdes, das Genick ist an höchster Stelle und insgesamt die Dynamik der Situation!


Dehnungshaltung Trab

Dieses Pferd ist in korrekter Dehnungshaltung im Trab! Nur durch den regelmäßigen Wechsel von Aufrichtung und Dehnung ergeben sich gute Trainingseffekte auf die gesamte Muskulatur des Pferdes. Zu langes Verharren in einer bestimmten Haltung erzeugt hingegen Verspannung!


Kontergalopp

Hier sieht man den Kontergalopp am Linkszirkel. In der Schule der Légèreté wird das Pferd dabei im Hals zur Zirkelmitte gebogen. Das hat mehrere Vorteile: es ermöglicht ein gutes Ausgreifen der beiden rechten Beine und begrenzt gleichzeitig das linke Vorderbein. Es erleichtert das Aufrichten im Schultergürtel weil durch den anliegenden linken Zügel das Verschieben der Schultern nach rechts möglich ist. Somit kann ein eventuelles "Ausweichen" der Hinterhand nach rechts korrigiert werden, ohne dafür die Schenkel verwenden zu müssen. Eine gute Qualität im Kontergalopp hilft beim gerade Richten und ist eine Voraussetzung für sichere "Fliegende Galoppwechsel". Die Reiterin sitzt auch im Kontergalopp immer in Bewegungsrichtung des Pferdes, hier also nach links.


Zirkel Schulter Herein

Eine gut gymnastizierende Lektion aus den Seitengängen ist "Schulter Herein am Zirkel" im Trab. Deutlich erkennt man, wie der Wallach mit dem diagonalen Beinpaar das sich in der Luft befindet (re/hi und li/vo) die erforderlichen Bewegungen zeigt. Das rechte Hinterbein tritt nach außen/links und vorwärts (dabei senkt sich auch die rechte Kruppe) und gleichzeitig macht das linke Vorderbein eine Abspreitzbewegung.
Die Reiterin ist in guter Haltung während sie die Hilfen für diese Übung gibt.


Traversale im Schritt

Die Traversale ist eine Lektion aus den "Seitengängen". Das Pferd ist dabei im Hals in Bewegungsrichtung gebogen (hier nach rechts). Das Genick ist der höchste Punkt des Pferdes und die Nase zeigt nach rechts. Der Reiter sitzt dabei in Bewegungsrichtung - daher auch nach rechts. Die Pferdebeine kreuzen von links über rechts.
Eine Traversale kann mit unterschiedlicher "Steilheit" geritten werden. Je größer die Seitwärtskomponente ist, umso mehr muss das Pferd die Beine überkreuzen. Es ist empfehlenswert, sowohl flache als auch steilere Traversalen zu üben.


Schulter Herein Trab

Hier sieht man sehr gutes Schulterherein im Trab. Das Pferd ist in passend aufgerichteter Haltung und bewegt seine Beine vorwärts und seitwärts. Der Abstellungswinkel kann variieren. Hier ist ein deutliches Überkreuzen von Vorder- und Hinterbeinen zu sehen - so macht diese Lektion Sinn!
In der Methodik der Légèreté wird die korrekte, seitliche Biegung der Halswirbelsäule als Voraussetzung für das Erarbeiten von Seitengängen benötigt. Die problemlose, gleichmäßige Biegung zu beiden Seiten, in unterschiedlichen Halspositionen in allen 3 Gangarten erfordert nämlich ein beachtliches Maß von Gleichgewicht und Körperkontrolle vom Pferd. Danach wird das Training von Seitengängen einfacher!