Der berühmte französische Reitmeister Philippe Karl hat im Jahr 2004 die „Schule der Leichtheit“ (Ecole de Légèreté) ins Leben gerufen. Diese Reitlehre basiert auf den Prinzipien der Klassischen Reitkunst und verbindet sie mit modernen Erkenntnissen aus der Biomechanik, der Physiologie und der Pädagogik. Sie stützt sich auf die Lehren von Reitmeistern wie Xenophon, Fiaschi, Pluvinel, La Guérinière, Hünersdorf, Baucher, Oliveira ua.
Zentrales Grundprinzip der Ecole de Légèreté ist absoluter Respekt gegenüber dem Pferd!
Daher lehnt diese Reitphilosophie jede Trainingsmethode ab, die das Pferd gewaltsam in Haltung bringt, sowie den Einsatz von Kraft oder Zwangsmitteln. Dazu gehören auch Hilfszügel oder zu eng verschnallte Reithalfter. Die Ecole de Légèrete lässt sich auf alle reiterlichen Disziplinen übertragen und richtet sich an alle Pferderassen.
Weil die Ecole de Légèrete einen verständlichen und verlässlichen Ausbildungsplan vorgibt, klare Grundsätze und effiziente Methoden hat, kann sie die höhere Reitkunst für jeden ernsthaft bemühten ReiterIn zugänglich machen.
Reiten wird dann wirklich zur Kunst, wenn sich Pferdekenntnis und Sensibilität verbinden, um in der Hand des Reiters zur Légèreté zu führen. Philippe Karl
Im Rahmen der Reitlehrer-Ausbildung, die zumindest 3 Jahre dauert, erlernen die AnwärterInnen diese Reitphilosophie. Um die Abschlussprüfungen in Praxis und Theorie zu bestehen, müssen genau definierte Kriterien beim Eigenkönnen und auch bei den auszubildenden Schülern erfüllt werden.
Das erfordert Engagement, Selbststudium und viel Unterrichtspraxis bei unterschiedlichen Reitern und Pferden. Nur nach bestandener Abschlussprüfung sind die ReitlehrerInnen autorisiert, die Lehre der Légèreté im Namen von Philippe Karl zu unterrichten.
Mehr über Philippe Karl und seine Schule der Légèreté findet man unter www.philippe-karl.com
Eine intelligente Hand übertrifft alle erdenklichen Zwangsmittel. Philippe Karl
Ich habe mich 2006 für den Ausbildungskurs zum „Reitlehrer der Ecole de Légèreté“ beworben. Das Buch von Philippe Karl „Reitkunst“ und seine Videos haben mich damals schon fasziniert.
Von 2007 bis 2010 fand erstmals in Österreich unter der persönlichen Leitung von Philippe Karl dieser Lehrgang statt, an dem ich teilgenommen habe. Im Juni 2010 habe ich die Prüfungen erfolgreich abgeschlossen.
Kurz davor ist es mir gelungen, die österreichische „Pferderevue“ für eine Titelstory über Philippe Karl und seine Methode zu interessieren. Das Interview, in dem Philippe wie immer sehr offene Worte spricht, können sie hier lesen.
Im Sommer 2012 habe ich die Prüfung zum nächsten Level (Level 2) absolviert. Ab Jänner 2023 ist die Lizenz ruhend gestellt.
Von 2008 bis 2010 habe ich unseren Ausbildungslehrgang in Österreich organisiert und dadurch ist auch ein engerer Kontakt zu Philippe Karl entstanden. Da er persönlich leider nicht mehr nach Österreich zum Unterrichten kommt, habe ich ihn in den letzten Jahren mit meinen interessierten SchülerInnen besucht, wenn er in Deutschland Kurse hielt.
Seinen Unterricht oder seine Vorträge zu verfolgen, ist immer wieder inspirierend. Außerdem konnte ich vor Ort spezielle Fragen zur Pferdeausbildung persönlich besprechen.
Reiten in LÉGÈRETÉ – SEMINARE UND TRAININGSTAGE
Ich biete seit 2010 regelmäßig Seminare und Trainingstage zum Thema „Légèreté“ an. Dabei können alle ReiterInnen teilnehmen, die an gesunder und pferdegerechter Ausbildung interessiert sind – egal in welcher Reitweise sie aktiv sind!
Die TeilnehmerInnen werden mit den Grundlagen der Methode in Praxis und Theorie vertraut gemacht. Diese Seminare finden seit einigen Jahren am „Karnerhof“ in Apfelberg/Stmk., aber auch in anderen Reitanlagen statt. Wenn Sie Interesse an dieser faszinierenden Reitweise haben oder ein Seminar in ihrer Reitanlage organisieren wollen, so nehmen sie bitte Kontakt mit mir auf.
Eine Übersicht der Kurse findet man unter Termine.
Wenn sie in Légèreté gearbeitet werden, können alle Pferde, auch die gewöhnlichsten, zur Versammlung kommen. Philippe Karl
HIER FOLGEN EINDRÜCKE UND ERINNERUNGEN AN MEINEN REITLEHRER-AUSBILDUNGSLEHRGANG
Lehrgangsleiter: Philippe Karl, Zeitraum: 2007 bis 2010
Nachdem die ersten Ausbildungslehrgänge von 2004-2007 in Deutschland, der Schweiz und Italien stattgefunden haben, sollten jetzt auch in Österreich ReitlehrerInnen herangebildet werden, die diese pferdegerechte Methode anwenden und unterrichten können.
Von den 10 Teilnehmern, die den Lehrgang begonnen haben, waren 3 Jahre später bei der Prüfung nur mehr drei dabei! Das zeigt, wie hoch die gestellten Anforderungen sind und auch, dass Durchhaltevermögen und Konstanz nötig sind, um die ersehnte Lizenz zu erhalten.
Der erste Unterrichtstag in der Reitlehrerausbildung im Februar 2007:
Jeder Teilnehmer musste zu Beginn sein Pferd unterm Sattel vorstellen, anschließend ist auch Philippe Karl jedes Pferd geritten. Zahlreiche Zuhörer saßen auf der Tribüne und beobachteten sehr gespannt die Ereignisse.
Mein Western-Equipment war für den Profi in der Klassischen Dressur natürlich eine ungewohnte Ausrüstung. Trotzdem ist er auch Sandro geritten, um sich einen Eindruck über seinen Ausbildungsstand zu machen.
Nachdem er mich beim Reiten beobachtet hat stellte er fest: „This guy has nice hands! He doesn´t pull!“
Das war für mich ein großes Lob und gleichzeitig der Ansporn, möglichst viel von dem zu lernen, was er uns vermitteln möchte! Schließlich war ich der einzige Teilnehmer, der aus der „Western-Reitweise“ kam und die Klassische Französische Reitkunst erlernen wollte. (Ausbildungslehrgang Spillern, Februar 2007)
Die Kurstage waren intensiv. Tagsüber gab es praktischen Unterricht und natürlich war es Pflicht, den Unterricht der anderen KursteilnehmerInnen zu beobachten. Jeden Abend hatten wir auch Theorieunterricht.
Philippe Karl ist ein hervorragender Pädagoge, der es versteht seine Zuhörer zu motivieren!
Treffend klare Formulierungen, anschauliche Zeichnungen und spannende Episoden aus seinem „Reiterleben“ begleiteten seinen Unterricht.
Einige Monate später konnte man schon deutlich sehen, wie gut sich Sandro in aufgerichteter und ausbalancierter Haltung im Galopp bewegt – damals noch mit Western-Sattel. In dieser Zeit war es für mich nicht ganz leicht, meinen Umlernprozess anderen ReitkollegInnen zu erklären. Für die „Western-Reiter“ war ich ein Abtrünniger und für die „Dressur-Experten“ war ich ebenfalls nicht ernst zu nehmen. Das hat sich Dank eifrigen Trainings bald geändert!
(Ausbildung Spillern, Sommer 2007)
Beim Unterricht von Philippe Karl ist höchste Aufmerksamkeit von Mensch und Pferd erforderlich. Hier sieht man meine ersten Versuche mit geteilter Zügelführung. Dabei werden Kandaren- und Unterlegtrensenzügel getrennt gehalten. Dazu braucht es eine gut koordinierte Steuerung der Hände und Finger. Nur mit dieser Zügelführung (auch als „Französische Zügelführung oder „Fillis-Zügelführung“ bekannt) können die unterschiedlichen Wirkungen von Trense und Kandare auch isoliert eingesetzt werden!
Bei den Lehrgängen gab es damals viele interessierte ZuseherInnen. Alle wollten Philippe Karl bei der Unterrichtstätigkeit erleben und von seinem Wissen profitieren. Die Zuhörer-Tribünen waren immer gut gefüllt und der Unterricht wurde konzentriert verfolgt.
Auch das korrekte Springen von kleinen Hindernissen gehörte zu unserer Ausbildung. Dabei war nicht die Sprunghöhe das Wesentliche, sondern, dass das Pferd sowohl beim Anreiten als auch nach dem Hindernis in guter Haltung, mit passendem Tempo und mit korrekter Hilfengebung (nicht auf die Zunge drücken!) geritten wurde.
(Ausbildungslehrgang Spillern, September 2008)
Manchmal nahm Philippe selbst ein Pferd „in die Hand“ und zeigte uns vor, wie es richtig funktionieren kann.
(Ausbildungskurs Theresienfeld, April 2009)
Und immer wieder feilte der Meister an unseren Lektionen und unserer Hilfengebung, um uns möglichst viel von der Philosophie der „Ecole de Légèreté“ zu vermitteln.
Mein Ziel war, im 10. Ausbildungskurs zu den Prüfungen anzutreten.
Im Juli 2010 war es schließlich soweit: Es fanden zum ersten Mal Reitlehrer-Prüfungen in der „Ecole de Légèreté“ in Österreich statt. Aufgeteilt auf 2 Tage mussten die Kandidaten ihr Können in Praxis und Theorie unter Beweis stellen.
Dieses Foto entstand, während Philippe Karl meine Reitvorführung beobachtete. Dabei musste ich die verlangten Lektionen in einer Kür zu passender Musik vorzeigen.
Die Prüfung zum „Reitlehrer der Ecole de Légèreté“ beinhaltete auch die Präsentation eines Schülers und dessen Pferd. Hier gab es ebenfalls genau festgelegte Kriterien, welche Lektionen zu zeigen sind.
Eine Pädagodik-Prüfung, bei der man ein unbekanntes Reiter-Pferd-Paar analysieren und unterrichten musste, war ein weiterer Teil der Reitlehrer-Prüfung. Hier sieht man die ergänzende Befragung nach der Pädagogik-Prüfung.
Philippe Karl gab vorerst keine Kommentare zu den Prüfungen ab. Wir waren daher schon sehr neugierig auf die Ergebnisse! Vorher gab es aber noch die schriftliche Theorie-Prüfung. Es waren zwei lange und anstrengende Tage….
Geschafft!!
Schließlich erhielt ich das ersehnte Diplom und die Anstecknadel. Über 3 Jahre intensives Lernen und Trainieren haben sich gelohnt! Ich war stolz und zufrieden – vor allem auch mit meinem kleinen Schimmel „Sandro“, der sich so gut entwickelt hat.
Seit damals möchte ich die Philosophie der Ecole de Légèreté, die ich bei Philippe Karl erlernt habe, allen interessierten ReiterInnen vermitteln – zum Wohl der Pferde und weil es viel Freude macht, eine clevere und pferdegerechte Methode zu unterrichten !